Eine kleine Geschichte zur Einführung in das Thema
Ich habe mich vor einer Woche mit Herrn Müller (Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens) über das Thema Einführung von neuen Technologien im Unternehmen unterhalten und mir wurde schlagartig klar, woher die häufig vorhandene Skepsis bei der Implementierung von Social Software zum größten Teil rührt.
Zur der Problematik an sich:
Ich kann es wirklich gut verstehen, dass ein in Routine schwimmender Mitarbeiter nicht gerade begeistert aufspringt und schreit: „Ja, das ist es!! Auf Sie habe ich seit meinem Eintritt in das Unternehmen gewartet!“ wenn eine motivierte Studentin auftaucht und anfängt ihm etwas von Web 2.0, Social Software, Wiki, Blog & Co zu erzählen.
Über seinem Kopf tummeln sich vermutlich Fragezeichen und er denkt sich: „Oh nein, nicht noch mehr Arbeit! Ich habe keine Zeit für diesen neumodischen Kram und überhaupt habe ich schon genug zu tun. Ich muss ständig Dokumente in Word schreiben, Power Point Präsentationen erstellen und Tabellen in Excel ausfüllen, die ich sowieso schon gar nicht mehr überblicke. Noch mehr davon kann ich nun wirklich nicht gebrauchen!“
Ok, das kann ich durchaus nachvollziehen, da sind wir uns einig.
Ich bemitleide ihn ein wenig und frage ihn dann: „Was wäre denn wenn Sie Excel, Word & Co lebe wohl sagen könnten?“
Und er sieht mich plötzlich mit strahlenden Augen an. Mit einer Mischung aus Euphorie und Unglaubwürdigkeit stammelt er: „Wie? Sie meinen…? Kein Excel…kein Power Point?? Aber das kann doch nicht sein! Das kann doch nicht funktionieren. Wir machen das doch hier schon immer so!“
Ich entgegne ihm nur, dass "Wir machen das doch schon immer so" bei mir noch nicht einmal als aller letztes Argument gilt und erkläre…doch es funktioniert!
Er zeigt nun Bereitschaft sich überzeugen zu lassen.
Ich fange an ihm über die neuesten Möglichkeiten zu berichten und erzähle von den aktuellsten Trends aus dem Social Software Umfeld und deren Potential für die Arbeit im Unternehmen. Ich versuche ihm zu verdeutlichen, dass man Dokumentationen oder Konzepte viel einfacher und schneller in Wikis erstellen und Erfahrungsberichte oder aktuelle Neuigkeiten effektiver mit Weblogs verbreiteten könnte.
Als hätte sich bei ihm bei den Worten Wiki und Weblog im Kopf wieder ein Schalter umgelegt, der zu der sofortigen Erkenntnis führt „Neu ist nicht gut! Neu ist nicht gut!“ entgegnet er mir prompt: „Mitarbeiter sind mit Anwendungen jenseits Excel generell überfordert.“
Ach so, ich fasse an dieser Stelle einmal zusammen. Er möchte mir mit seiner Aussage also verdeutlichen, dass jemand, der mit Excel kalkulieren und damit mehr oder weniger komplizierte Tabellen erstellen kann, es nicht hinbekommt einen Text in einen WYSIWYG-Editor zu tippen oder einen Kommentar zu einem Blogeintrag zu schreiben?
Entschuldigen Sie Herr Müller, aber das überschreitet dann doch meinen Vorstellungshorizont! Immer schön frei nach dem Motto: Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht!
Liebe Social Software Verfechter und Befürworter!
Lasst euch von den Herrn Müllers dieser Welt nicht das Handwerk legen. Auch die lassen sich früher oder später überzeugen, damit habe ich selber schon Erfahrungen gemacht. Bei einigen dauert es eben länger, bis sie die Mehrwerte erkennen, manche müssen es erst selber anwenden und ausprobieren, um festzustellen „Hey, das ist ja ganz intuitiv bedienbar und bringt viele Vorteile!“
Mit Sicherheit eignen sich Web 2.0 Anwendungen nicht für jeden Bereich und sind kein Allheilmittel. Es gilt deshalb herauszufinden, wo man ihr Potential effektiv nutzen kann, um die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern zu optimieren.
An Stellen, wo ihr Einsatz sinnlos erscheint muss man sie auch niemandem aufzwingen! Vor allem geht es aber auch darum, einen Wandlungsprozess in den Köpfen der Mitarbeiter hervorzurufen und die Mitarbeiter in den Implementierungsprozess miteinzubeziehen, anstatt einfach zu sagen „So hier habt ihr jetzt ein neues Tool! Das ist neu und super und läuft von alleine! Wir möchten, dass ihr es ab jetzt nutzt. Viel Spaß damit!“ Dies wäre mit großer Sicherheit der falsche Weg!
milena 2.0 am 18. Mai 10
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